Irynas Onkel und Tante sind inzwischen evakuiert worden
Die Armut im zurückeroberten Cherson ist groß. Viele überlegen, dem Aufruf der Regierung zu folgen und die Stadt jetzt zu verlassen. Denn es gibt kein fließendes Wasser, keinen Strom, und keine Heizung. Dies berichtete die Tagesschau am 25.11.2022.
Irynas Onkel und Tante berichteten uns telefonisch, dass sie mit Hilfe der Nachbarn einen Brunnen gebohrt haben, um damit Wasser aus dem Uferfiltrat des Dnjepr zu fördern. Es gab keine Möglichkeit mehr ihr Haus zu heizen. Kochen mussten Sie mit einem provisorisch aus Backsteinen errichteten Herd. Einen Keller, um sich vor Raketeneinschlägen zu schützen, gab es nicht. Auch die Versorgung mit Lebensmitteln war trotz Hilfslieferungen für die Menschen prekär.
Inzwischen sind die beiden zu deren Nichte nach Lemberg geflohen. Diese und ihr Mann haben dort in einem Vorort ein Haus und haben sie aufnehmen können. Deren Sohn ist allerdings noch in Cherson geblieben, da er dort einen Handel mit haltbaren Lebensmitteln betreibt, die noch zur Zeit der russischen Besatzung über die Krim nach Cherson geschafft werden konnten. Dies dient nicht nur dem Lebensunterhalt sondern ist auch ein Beitrag zur Versorgung der verbliebenen Bevölkerung.
Inzwischen wurde auch, in der unmittelbaren Umgebung zur Wohnung meiner Schwiegereltern, ein Wasserwerk von einer russischen Rakete bzw. von einer Artillerie getroffen. Dort gibt es auch ein Umspannwerk für Elektrizität, das auch immer wieder Ziel von Angriffen ist. Gott sei Dank, liegen die Fenster auf der gegenüberliegenden Fassadenseite. Irynas Eltern und meine Schwiegereltern sind vor wenigen Wochen im Rahmen einer abenteuerlichen Flucht über das Baltikum und Polen nach Deutschland gekommen. Wir konnten Sie bei uns wohlbehalten aufnehmen.
Spendensammlungen, Einrichtung der Bunker etc.
An dieser Stelle möchte ich einen kurzen Überblick darüber geben, was wir gemeinsam in der letzten Zeit so alles geschafft haben, von wegen Menschen evakuieren, Bunker einrichten, eine Tierklinik unterstützen und einiges mehr.
- Das Projekt „Bunker“ ist erfolgreich abgeschlossen. Es sind fünf Bunker in verschiedenen Ortsteilen der Cherson eingerichtet und bereits, ob der teils massiven russischen Luftangriffe, intensiv genutzt worden. Außerdem wurden dort große Mengen an haltbaren Nahrungsmitteln eingelagert, die leicht zubereitet werden können. Davon zehren jetzt viele Menschen.
- Das Projekt „Evakuierung von Kinder, Alten und Kranken“ läuft weiter. Wir konnten einen festen Partner gewinnen: Andrij mit seinen Busfahrern. Er betreibt ein kleines Busunternehmen vor Ort. Die kleinen Busse sammeln die Menschen ein und bringen sie aus Stadt und den vorgelagerten Ortschaften kostenlos in sichere Regionen, wo Sie sich erst einmal aufwärmen können, kostenlos versorgt und schließlich untergebracht werden. Wir unterstützen das Unternehmen mit Geldspenden für Sprit und Buserzsatzteile sowie mit Sachpaketen, die über unseren Kooperationspartner, die Malteser, und unsere Logistikkette in die Ukraine gebracht werden. Eine Liste mit Dingen, die dringend gebraucht werden, folgt.
- Die Kooperation mit den Maltesern so wie der Kleiderkammer in Immendingen an der Donau hat sich bewährt und wird ausgebaut.
- Unsere Lieferungen der gesammelten Sachspenden sind bereits angekommen.
- Der Weihnachtsmarkt in Geisingen war ein voller Erfolg.
- Das Video über die von uns unterstützten Köche habt ihr zum Teil schon gesehen. Sie werden hauptsächlich von unsrer englischen Partnerorganisation finanziert. Wir können aber auch explizit für die Köche Geldspenden sammeln, da der Bedarf wächst und eine finanzielle Spritze von unsere Seite sehr sinnvoll wäre.
- Iryna, unsere Vorsitzende hat eine Medikamentenbestellung von unseren Pastor Sergej aus Tschernobajevka bekommen. Er betreut und versorgt seit Kriegsbeginn die ganze Gemeinde mit Hilfegütern. Auch er erhält finanzielle Unterstützung von unserem Partner aus England – das ist eine baptistische Kirchengemeinde. Mit Medikamenten und Verbandsmaterialien können sie nicht dienen, da die Logistik fehlt. Da kommen wir in Spiel :-) Die Liste werde ich heute übersetzen und mit der zweiten Vorsitzenden durchgehen.
- Die Aktion Weihnachten im Schuhkarton finden wir so nett, dass wir dazu auch einen Aufruf starten werden.
- Unserer Tier-Beauftragter von der Tierklinik und der Aufnahmestation für kranke n Haustieren hat unsere Lieferung erhalten und ist uns sehr dankbar!
- Herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender, Helferinnen und Helfer!!! Ihr habt eine tolle Arbeit gemacht! So viele Menschen sind Euch dafür dankbar, das könntet ihr euch gar nicht vorstellen!
Eure Iryna (1. Vorsitzende) am 04.12.2022